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Qualitätsrichtlinien

BAFA Beratungsförderung immer bürokratischer für Berater

by Webberater ~ März 19th, 2012

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA stellt immer höhere Anforderungen an Berater, deren Kunden Beratungsförderung in Anspruch nehmen wollen. Mit der Idee dadurch die Qualität von geförderten Beratungen und Schulungen zu sichern, sehen die Richtlinien nunmehr vor, dass die Berater- bzw. Veranstaltereigenschaft im Sinne der Richtlinien unter anderem nur dann erfüllt ist, wenn die in den Förderprogrammen tätigen Berater/innen und Veranstalter/innen eine hohe Qualität in ihren Einrichtungen praktizieren und dies auch belegen können.

Beratungsförderung BAFASo ist gegenüber dem BAFA als Bewilligungsbehörde nachzuweisen, das ein Instrument zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung erfolgreich im Unternehmen angewandt wird. Allerdings ergibt sich daraus nicht zwingend der Nachweis einer Zertifizierung. Eine Zertifizierung nach DIN ISO-Normen wie ISO 9001, 29990, PAS 1037 oder dem Modell Lernorientierte Qualität in der Weiterbildung – LQW würde hier allerdings als Qualitätssicherungsnachweis ausreichen. Wenn dies Art der Belegführung mangels offizieller und entsprechend teurer Zertifizierung nicht vorweisen kann, hätte auch weitere Möglichkeiten seine Qualität zu beweisen. So könnte zum Beispiel ebenso eine sehr umfangreiche Dokumentation wie wirksame Qualitätssicherungssysteme angewendet werden diesen „Mangel“ relativieren. Eine solche Dokumentation sollte allerdings auch ein Leitbild zum Wertesystem und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens sowie der Art und Weise der Verwirklichung dieser Aspekte enthalten. Ergänzend müssen Erfordernisse und Erwartungen der Kunden und anderer Beteiligter dokumentiert werden. Selbstverständlich ist die Ermittlung des Beratungs-/ Schulungsbedarfs und die Festlegung von Qualitätszielen erforderlich. Und natürlich müssen alle erforderlichen Prozesse und Verantwortlichkeiten beschrieben werden. Ohne die Ermittlung und Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen um die Qualitätsziele zu erreichen, die Definition der Anforderungen an Berater / Veranstalter bzw. Referenten kann selbstverständlich auch keine Beratungsförderung gewährt werden.

Nachdem diese Punkte entsprechend umfänglich dokumentiert wurden ist auch eine nachhaltige Darstellung der Erfolgskontrolle / Evaluation notwendig. Ergänzend sind geeignete Mittel um Fehler zu verhindern und ihre Ursachen zu beseitigen zu erläutern. Und last but not least ist die Einführung eines Prozesses zur ständigen Verbesserung des Qualitätssicherungssystems Voraussetzung für eine Beratungsförderung der Beratung des Beraters ihres Vertrauens. Die Förderung von Informations- und Schulungsveranstaltungen seitens des Beraters ist möglich, wenn diese Veranstaltungen nach (Rahmen-) Lehrplänen o.ä. erfolgen, die offiziell anerkannt sind.

Fazit:

Die ab dem 01.07.2012 vorzulegenden Nachweise und Dokumentationen könnten eine Absage an die BAFA Beratungsförderung für kleine Unternehmensberatungen bzw. allein arbeitende Unternehmensberater sein. Warum ist das so?

1. Wer die Anforderungen genau studiert erkennt, das sich diese in erster Linie an Organisationsstrukturen größerer Beratungen orientieren.

2. Ein einzelner Unternehmensberater muss für z.B. 3 geförderte Beratertage etwa 50 % seiner Arbeitszeit für die Dokumentation und den Nachweis von Qualitätssicherungssystemen (siehe laufende Schulungen etc.) aufwenden. Dies müsste der Kunde genau genommen ebenfalls zahlen was bei einer Beratungsförderung von 50 % auch wieder völlig sinnlos ist. Ergo…Die BAFA Beratungsförderung ist allein unter finanziellen Aspekten für einen einzelnen Berater und damit auch für den zu beratenen Kunden eine Nullnummer.

3. Die „Hintertür“ zur Reduzierung der Dokumentationspflichten ist schlicht eine Grauzone und damit Ermessensfrage des genehmigenden Mitarbeiters bei dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Das Risiko einer Beratungsförderung oder eben nicht trägt im Zweifel der Kunde. Wie viele kleine Unternehmen, die ggf. auf eine gesicherte Förderung ihrer Beratung aufgrund kleinem Budgets angewiesen sind wollen sich diesem Risiko unkalkulierbarer Kosten aussetzen?

4. Das BAFA glaubt wie alle Behörden, das allgemein anerkanntes Wisssen (man könnte auch Schulbuchwissen dazu sagen) die Grundlage für eine qualitativ gute Beratung ist. Wenn dem so ist brauchen wir aber keine Unternehmensberater mehr. Ein guter Berater ist in der Regel ein Spezialist für bestimmte Themen und Gebiete zu denen es nicht unbedingt Schulbuchverfahren bzw. Wissen gibt. So wie jedes Unternehmen und jeder Unternehmer anders ist, braucht es auch eine individuelle Herangehensweise an das Projekt. Schema F ist das Gegenteil von notwendiger Anpassung. Es gibt keine Standard – Erfolgsberatung. So einfach ist das. Erfolg und damit der Nutzen und die Sinnhaftigkeit der Beratung zeigt sich einzig und allein an dem Erfolg, den ein beratenes Unternehmen aus der Beratung zieht. Und nach den Gesetzen der sozialen Marktwirtschaft ist das mehr Geld, mehr Zufriedenheit bei Kunden, Mitarbeitern und Partnern / Lieferanten und weniger Resourcenverbrauch im Sinne der Umwelt.

Diese neuen „Qualitätssicherungsanforderungen“ sind ein Beleg für die Hilflosigkeit der Bürokraten in der Beurteilung von geförderten Beratungsleistungen. Und ebenso ein Beleg für das fehlende Vertrauen in die Gesetze der Marktwirtschaft. Wenn ein Berater einen guten Job macht und sein Kunde dies unterschriftlich nach der Beratung bestätigt, ist dies schon ein Hinweis auf solides arbeiten. Der viel stärkere und damit auch absolute Beleg für einen erfolgreichen und damit qualitativ gut arbeitenden Berater ist die einfache Tatsache, das regelmäßig beraten wird. Oder glaubt hier tatsächlich jemand das regelmäßige Beratungsaufträge möglich sind, wenn man nach jeder Beratung einen unzufriedenen Kunden zurück lässt?

Ich für meinen Teil kann auf eine BAFA Beratungsförderung als Berater verzichten, da meine Kunden auch ohne jede Förderung gerne mit mir zusammen arbeiten. Ganz ohne offizielle Zertifizierung und mit erstklassiger Erfolgsbilanz. Denn Erfolg lernt man nicht aus Schulbüchern. Das hat man zu einem guten Prozentsatz in den Genen, die einem innovatives und freieres Denken ermöglichen. Kombiniert mit klarem analytischem Verstand, viel Erfahrung und einem Gespür für die Irrationalität von Kunden bei der Entscheidungsfindung wird außergewöhnlicher Erfolg erst möglich. Die Bürokraten und Vermittler klassischer Betriebswirtschaftslehre glauben aber unverdrossen an die Planbarkeit und Beeinflussung des Erfolges durch Standardverfahren und entsprechend standardisierten Qualitätssicherungssystemen. Schließlich muss man ja auch die eigene Aufgabe irgendwie begründen….

Wie Erich Sixt schon sagte:

„DIE GANZE BETRIEBSWIRTSCHAFT BASIERT DOCH AUF EINEM EINZIGEN AXIOM: DASS DER MENSCH RATIONAL HANDELT. ABER ER TUT ES NICHT. UND DESHALB KÖNNEN SIE DAS ALLES VERGESSEN.“ ERICH SIXT, ENTREPRENEUR DES JAHRES 2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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5 Kommentare zu BAFA Beratungsförderung immer bürokratischer für Berater

  1. Schmeing Ludger

    Ja ich finde auch, dass es hier sehr übertrieben gemacht wird.
    Ich bin Betriebswirt habe 25 Jahre in der Industrie als kaufmännischer Leiter gearbeitet und soll jetzt mit 68 Jahren much noch neu zertifizierten. Ich habe nebenbei den praktischen Betriebswirt gemacht und war zehn Jahre Bilanzbuchhalter.
    Bin seit 1989 erfolgreicher Berater.
    Ich kann diese Zertifizierung nicht nachvollziehen
    Ludger schmeing

  2. Michael

    Das die BAFA mit ihren neuen Anforderungen an Berater für Unruhe auf dem Markt gesorgt hat ist unbestritten. Allerdings sehe ich die Forderung nach Qualitätssicherung bzw. Qualitätsmanagement nicht so schwarz wie Sie. Über den eigenständig zu erbringenden Nachweis eines Qualitätsmanagementsystemes haben auch Einzelberater die Möglichkeit, ohne Zertifizierung und mit einmalig zu erbringendem Arbeitsaufwand durch die Dokumentation dieses Systems zu erbringen.

  3. Patrick

    Guter Artikel! Die Frage mag auch zu klären sein, welche Konsequenzen Unternehmer ziehen werden, wenn die BAFA ihre Förderung noch stärker reglementiert. Zu erwarten wäre im schlimmsten Fall sogar, dass es gar keine staatliche Förderung mehr gibt, was aufgrund der Sparbemühungen des Bundes mittelfristig ein durchaus realistisches Szenario ist.
    Dass Qualitätssicherung einen immer größeren Stellenwert innehat, halte ich jedoch für folgerichtig ob des Umstandes, dass sich leider immer noch „viele schwarze Schafe“ im Beratersegment tummeln.

  4. Alan Heck

    Ich kann das nur bestätigen. Ich hattte mal Schlungen á la Bafa durchgeführt und fand die herrische und anmaßende, ja bößwillige Art der Mitarbeiter beim Bafa unerträglich. Außerdem brauchen die 6 Monate um ihr Fördergeld ausbezahlen bzw. den Antrag zu bearbeiten (bzw. ihn abzulehnen, die Ablehnung eines Förderantrags kommt 6 Monate nach der Veranstaltung!). Nein, ich verzichte auf deren Prozeedere, habe mich dort abgemeldet und habe lieber meine Stundensätze halbiert bzw. gestaffelt bzw. zahle selbst eine Beratungsfördung an klamme Kunden – und bei Kursen ein Stipendium für die bedürftigen Kursteilnehmer aus meiner eigenen Tasche.

  5. Klaus-Steffen Priemer

    Sensationell auf den Punkt gebracht und zusammengefasst.
    Wir verzichten gerne auch auf börokratische Förderung.
    Den Mehrwert, den wir und sicherlich auch viele andere Berater dem Kunden (auch kurzfristig) bringen übersteigt bei weitem die Förderbeträge…

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