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Businessplan erstellen ? – Über den Un-Sinn Businesspläne schreiben zu müssen

by Webberater ~ Juli 19th, 2010

Businesspläne schreiben

© Gina Sanders - Fotolia.com

Ein erfolgreicher Unternehmer hat einen guten Businessplan. Zumindest ist dies die Logik von Banken, die Businesspläne als absolut notwendige Voraussetzung sehen, um zum Beispiel mit einem Existenzgründer über die Finanzierung seines Unternehmens zu sprechen. Der klassische Businessplan enthält neben dem Konzept des Unternehmens auch die erwarteten Zahlen an Umsatz, Kosten und Gewinn auf Basis einer angenommenen Entwicklung vor dem Hintergrund von Wettbewerbszahlen, Branchenstatisitiken usw.

Und genau hier fängt der Punkt an, wo man über den Sinn oder Unsinn eines Businessplan ernsthaft nachdenken muss. Die Idee Absatz organisieren und planen zu müssen um erfolgreich sein zu können stammt aus einer Zeit des Mangels, in dem in den meisten Märkten ein reiner Verkäufermarkt existierte. Vor hundert Jahren, als zum Beispiel Autos zunehmend nachgefragt wurden, war es von besonderer Bedeutung diese stetig größer werdende Nachfrage effizient zu bedienen. Also entwickelte man Pläne um ein vom Unternehmer definiertes Ziel, das die Frage des Verkaufes nur wenig berücksichtigen mußte, zu erreichen. Es war eher eine Frage der Kapitalbeschaffung und der Personalentwicklung ob Ziele erreicht werden konnten oder nicht. Aus dieser Zeit hat sich bis heute die Idee der Steuerbarkeit und planmäßigen Entwicklung von Unternehmen gehalten. Nur sind diese Vorstellungen heute in Zeiten gesättigter Märkte, aufgeklärter Konsumenten, Globalisierung, Terroranschlägen oder Aschewolkenvon Vulkanen, die den Flugverkehr zum erliegen bringen, eine Illusion. Ungeachtet dessen wird in den Unternehmen weitergeplant und Banken verlangen stoisch Zahlen im Businessplan, die offenkundig nur eine reine Fiktion sein können.

Wer heute erfolgreich sein will muß hochflexibel reagieren können um sich auf schnell veränderte Bedingungen einstellen zu können. Das ist das Gegenteil vom Plan oder eines festgelegten Budgets, mit dem versucht wird in einer definierten Zukunftsspanne mit bestimmten Maßnahmen ein Ziel zu erreichen. Auch in der Politik gibt es zahllose Beispiele dafür, das Pläne regelmäßig nicht funktionieren. Die Bundesregierung plant seit Jahren, wie der Schuldenabbau angegangen werden soll und dann kommt zum Beispiel ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu den Regelleistungen für Kinder, höhere Arbeitslosenzahlen oder eine Finanzkrise und Griechenlandkrise etc. dazwischen. Die Folge: Alle Vorhersagen müssen wieder an die tatsächlichen Fakten angepasst werden. In Unternehmen ist dies nicht anders. Es gibt so viele Einflussfaktoren auf die Sie keinen Einfluss haben, das jede Planung eher einer Weissagung einer mit hellseherischen Qualitäten ausgestatteten Person entspricht, als effektiv einen Beitrag zum Erfolg zu leisten. Es genügt wenn sich ein Wechselkurs ändert, Rohstoffpreise oder Gesetze irgendwo auf der Welt verändert werden und schon stimmen die Vorhersagen nicht mehr. Dies ist einerseits frustrierend und andererseits wird gerne nach einem Schuldigen gesucht, um die eigenen unpassenden Vorhersagen wieder relativieren zu können.

Wer trotz dieser Tatsachen meint mit Businessplänen die Zukunft vorhersagen zu müssen hat ergo keine Ahnung vom Markt und wie Leistung entsteht. Ein Businessplan ist eher ein Ausdruck von Wünschen und Hoffnungen und ansonsten schlicht und ergreifend von der Realität entkoppelt. Fakt ist: Unternehmen brauchen keinen Businessplan oder ein festgelegtes Budget. Nicht heute und auch nicht morgen. Planung frisst wertvolle Ressourcen an Zeit und damit Geld ohne einen deutlichen Mehrwert zu schaffen. Entweder sind Projekte so trivial das Sie keine Planung brauchen oder so komplex, das Planung nicht funktioniert. Wenn Manager im Schnitt 30 % ihrer Arbeitszeit in Planung und Abweichungskontrolle investieren ist dies Grund genug um über den Sinn und Unsinn von Businessplänen nachzudenken.

Da die Planung und Kontrolle von Erfolg eine „hoheitliche Aufgabe“ des Managements ist und sogar viele Vergütungsmodelle auf Basis der Erreichung von Planzahlen genutzt werden, ist die Abkehr von der Planung für viele Unternehmen ein Problem. Was macht der Manager, wenn er plötzlich dieser „wichtigen“ Aufgabe beraubt ist und damit gefühlt einen Macht- und Kontrollverlust erleidet? In vielen Unternehmen herscht eine Kultur des Misstrauens indem davon ausgegangen wird, das Mitarbeiter nicht leistungswillig sind und man ihnen in folge dessen  nicht trauen kann. Wie erkläre ich den Mitarbeitern was Sie in welcher Quantität und Qualität in einem bestimmten Zeitraum erreichen müssen, damit die Vorgesetzten bzw. Inhaber des Unternehmens zufrieden sind? Die Antwort ist simpel: Delegieren Sie Verantwortung. Seien Sie sich bewusst, das die Mitarbeiter eine kollektive Intelligenz und Verantwortung haben, die die Lösung von Problemen und die Entwicklung einer Erfolgskultur in ihrem Unternehmen ermöglicht.

Intelligent denkende und zur Verantwortlichkeit fähige Menschen, die flexibel auf Anforderungen von außen insbesondere von Kunden reagieren, sind das Fundament dieses Erfolges. Wenn man Ihnen die Freiheit dazu gibt!

Zielsetzungen sollten entsprechend relativ sein. So ist der gelebte Konkurrenzgedanke eine klare Motivation und Definition des gewünschten Erfolges. Besser zu sein als der Wettbewerber oder auch eine hauseigene Abteilung ist hier eine verständliche, nachvollziehbare und gleichermaßen faire Zielsetzung. Ein Rennfahrer wird im Regen deutlich schlechtere Rundenzeiten fahren als auf trockener Fahrbahn. Eine konkrete Zeitvorgabe, die das Wetter als unkalkulierbare Einflussgröße ignoriert, ist demnach sinnlos. Es reicht aus, wenn man egal bei welchen Rahmenbedingungen auch immer als Erster vor dem Wettbewerb durchs Ziel fährt. Selbst wenn das Gesamtergebnis formal unter dem Ergebnis des Vorjahres läge, wäre dies immer noch eine großartige und anerkennenswerte Leistung.

Wenn eine Filiale nicht gut läuft, sollte dies den Mitarbeitern anhand von Vergleichszahlen zu anderen Filialen bewusst gemacht werden. Die Lösung des Problems liegt aber letztendlich bei den Mitarbeitern vor Ort, wenn von ansonsten vergleichbaren Bedingungen ausgegangen werden kann. Die Mitarbeiter sollen und müssen mitreden, wie Sie zum Erfolg des Unternehmens beitragen können. So entwickeln sich Mitarbeiter zu Unternehmern im Unternehmen. Wichtig ist das Verständnis für die Kultur und die Ziele des Unternehmens bei den Mitarbeitern. Wer sind wir und was wollen wir sein? Die Identifizierung von Mitarbeitern mit diesem Wir-Gefühl schafft die Bereitschaft und Fähigkeit auch ohne Managementdiktat etwaige Störfaktoren zu erkennen und entsprechend mit den Kollegen entgegen zu wirken. So entsteht in gewisser Hinsicht auch eine Art Gruppenzwang im positiven Sinne. Mitarbeiter deren Leistungsbereitschaft oder Identifizierung mit der Unternehmenskultur nicht vorhanden ist, werden so automatisch erkannt und können in einem anderen Umfeld möglicherweise mehr bewirken.

Der Verzicht auf Businesspläne oder festgelegten Budgets bedeutet aber nicht, das man sich nicht vorbereiten soll. Dies ist ein deutlicher Unterschied. Sich auf alle möglichen Einflüsse vorzubereiten ist Teil eines guten Unternehmenskonzeptes. Was kann ich tun, wenn sich wesentliche Faktoren für mein Geschäft ändern bzw. welche Maßnahmen habe ich schon heute getroffen, damit bedrohliche Situationen für das Unternehmen garnicht erst eintreten. Ein gutes Unternehmenskonzept schafft z.B. weitreichenden Schutz vor Nachahmern oder bietet ein Höchstmaß an Flexibilität, wenn sich Rahmenbedingungen verändern. So können eine Vielzahl von Unternehmensaufgaben an spezialisierte Dienstleister ausgelagert werden. Wozu ein eigenes und kostenträchtiges Lager führen, wenn doch zum Beispiel weite Teile der Logistik von modernen Fullfillment-Dienstleistern in nahezu jeder beliebigen Größenordnung erledigt werden können. Die Verdoppelung oder Halbierung von Lagerbeständen bzw. Verkäufen ist so kaum ein Problem. Und die Qualität bleibt für die Kunden des Unternehmens immer auf einem hohen Niveau. Vorbereitet zu sein ist also keine Form der Planung der Zukunft sondern die Fähigkeit unter jedweder Bedingung flexibel reagieren zu können.

„Planlos“ zum Erfolg zu kommen bedeutet aber auch kalkulierbare Risiken einzugehen und gelegentlich aus der Hüfte zu schießen. Gerade bei der Expansion z.B. in neue Märkte ist ein Erfolg nie wirklich vorauszusehen. Andere Länder andere Sitten. So kann ein im eigenen Heimatland bewiesenes Erfolgsmodell nicht automatisch überall hin übertragen werden. Bei der Expansion nach Asien mußte die Metro zum Beispiel eine deutliche Ausweitung von Frischeprodukten und Reduzierung von Tiefkühlangeboten umsetzen, da Asiaten nunmal gerne sehr frische (China Reisende werden bestätigen, das frisch auch lebend heißen kann) Lebensmittel kaufen. Von daher hätte Bofrost mit seiner Tiefkühllieferflotte in China einen schwereren Stand, obwohl in Deutschland das Geschäft funktioniert. Wenn man sich also nicht sicher sein kann, heißt es mit kalkulierbarem Aufwand einfach ausprobieren. Mit dieser Haltung auch das Scheitern bewusst in Kauf zu nehmen wurden schon völlig planlos große Erfolge realisiert.

Die Bereitschaft des Managements und der Mitarbeiter diese Experimente zu unterstützen fördert eine Innovationskultur und beinhaltet eben auch das mögliche Scheitern. Dies ist nun einmal die Essenz unternehmerischen Handels und der Übernahme von Verantwortung. Fehler und das Scheitern darf in dieser Unternehmenskultur auch nicht sanktioniert werden. Im Gegenteil: Fehler sollten als Erkenntnisquelle positiv aufgenommen und können sogar belohnt werden, wenn hierdurch eine Verbesserung des Unternehmenserfolges  ermöglicht wird.

Testballons steigen lassen, Mitarbeiter zum Denken anregen, Verantwortung geben und Fehler nicht zu sanktionieren ist der Weg, um ohne Businessplan und festgelegte Budgets sehr erfolgreich unterwegs zu sein. Insbesondere wenn man sich mit einem guten Unternehmenskonzept, das ein hohes Maß an Flexibilität bei veränderten Rahmenbedingungen vorsieht, entsprechend optimal auf das Abenteuer Unternehmertum vorbeitet hat.

Aber ungeachtet dieser eigenen Überzeugung helfen wir Ihnen gerne bei dem Thema „Wie erstelle ich einen perfekten Businessplan“ weil wir natürlich wissen, das sich insbesondere Banken und andere Kapitalgeber ungern von einem Ihrer Lieblingsspielzeuge, den Businesplänen, zur Entscheidungsfindung abbringen lassen. Alte Gewohnheiten sind eben schwer abzugewöhnen. Egal wie unsinnig sie sind…


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3 Kommentare zu Businessplan erstellen ? – Über den Un-Sinn Businesspläne schreiben zu müssen

  1. Roman Spendler

    Im Rahmen einer Finanzierung ist ein Businessplan ein „must have“. Ohne ein solches Konzept braucht man lieber gar nicht erst mit der Bank Kontakt aufzunehmen.
    Wenn aber keine Finanzierung benötigt wird, reicht m.E. ein Kurzkonzept (zur Vorlage bei der Arbeitsagentur) aus.

  2. Anita

    @Roman: Auch die Arbeitsagentur fordert unter anderem bereits eine Kapitalbedarfsplanung für den Gründungszuschuss an.

    Ich kann daher jedem empfehlen sich von vorneherein für einen Businessplan zu entscheiden, da man so ein klar strukturierte und definierte Vorlage hat an der man sich auch während der Gründungsphase noch selbst orientieren kann. Es geht nichts über eine gute Vorbereitung.

  3. Klaus Schaumberger

    Ein Businessplan sollte ja auch regelmäßig an die sich verändernden Dinge angepasst werden. Natürlich gilt auch hier der Kosten Nutzen Vergleich. Zudem tauchen bei der Erstellung eines Businessplans oftmals Fragen auf die sich der Gründer sonst erst im Fall der Fälle stellt. Bei Beratungen habe ich schon oft festgestellt das eine gewünschte Absatzmenge noch nicht mal in der Theorie funktioniert – das ist durch eine gezielte Marktanalyse im Absatzgebiet möglich. Das heißt im Umkehrschluss das eine gute Planung diesen Fehler verhindert hätte. Ob Sie diesen Plan nun Businessplan nennen oder Geschäftskonzept oder … what ever. Es ändert nichts an der Sache. Risiken und Fehlentscheidungen können minimiert werden durch eine gezielte Planung – ausgeschlossen nicht !

    Gruss Klaus Schaumberger

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